CARE – Pakete zur Selbsthilfe

Am 26.5.2016 durfte ich in Vertretung des Oberbürgermeisters Grußwort zum Benefiz-Konzert von CARE sprechen.

Fast alle Menschen kennen „CARE-Pakete“ viele wissen um die Geschichte der Nachkriegszeit und die spektakuläre Luftbrücke. Aber noch zu wenige wissen das diese Organisation nach Europa in die Welt  gegangen ist – und da gibt es noch viel zu viel zu tun um nach 70 Jahren aufzuhören.

Beim Konzert spielten das Singapore Sinfonie Orchestra mit Cellist Jan Vogler – der eine Brücke durch CARE zwischen Asien und Europa schlagen will durch die universelle Sprache der Musik und Violinisten Arabella Kiesbauer – die nach der Tsunami-Katastrophe in Japan von der Arbeit von CARE dort so begeistert war das sie nun Botschafterin ist.

CARE Webseite

Ich darf Sie hier heute im Namen von Oberbürgermeister Dieter Reiter der leider selbst nicht da sein kann hier in der Philharmonie begrüßen und möchte CARE auch im Namen des gesamten Münchner Stadtrats einen großen Dank aussprechen für die seit 70 Jahren geleistete Hilfe zunächst in Europa aber bald weltweit. 

Vor gut 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. München war eine Ruinenlandschaft und 45 Prozent der gesamten Stadt waren zerstört. Die Menschen hatten ihre Wohnungen, ihr Hab und Gut verloren – die Wirtschaft lag danieder und es herrschte Hunger und allgemeine Not. Da kam vom ehemaligen Kriegsgegner plötzlich Hilfe. Private Wohlfahrtsverbände in den USA gründeten CARE und schickten ab Mai 1946 100 Millionen CARE-Pakete gefüllt mit Lebensmitteln, später mit Medikamenten, Kleidung und Werkzeug nach Europa, zehn Millionen davon nach Deutschland.

Tausende von Pakete halfen auch in München – erreichten Familien, ermöglichten Schulspeisungen und Volksküchen, unterstützten Kinderheime und Krankenhäuser.

Viele Menschen dieser Generation erinnern sich noch immer intensiv daran wie diese Pakete ihnen in dieser Zeit der Not halfen zu überleben, Ihnen das Bewusstsein gaben dass sie nicht allein sind sondern Teil der Weltgemeinschaft sind und Kraft zu schöpfen für den Wiederaufbau.

Ich habe das Glück in einer Region und zu einer Zeit geboren zu sein wo es nie wirklich an etwas gefehlt hat und vieles haben wir hier heute im Überfluss.

Es ist sehr bewegend die Erinnerungen zu lesen – wie unendlich kostbar die Lebensmittel waren und was für ein fast unfassbarer Luxus gar ein Stückchen Schokolade.

Es war von Anfang an auch die Sorgfalt und Liebe zum Detail die diese Pakete zu mehr gemacht hat als einer einfachen Essenration.

– und darüber hinaus kamen sie von Menschen die noch zwei Jahre zuvor die Kriegsgegner waren. Oft von Menschen die selbst nicht so viel hatten, aber genau deswegen mitfühlen konnten was es bedeutet Hunger zu leiden und nicht zu wissen wie man die Kinder über den Winter ernähren und gesund halten kann.
So wurde hier viel schneller als von der großen Politik ein Prozess angestoßen für einen neuen Start und eine neue Freundschaft unter ehemaligen Feinden. 

Dank an CARE – uns diese Erinnerung noch einmal zum Jubiläum wachzurufen denn wer die Not nie kennengelernt hat lebt in Gefahr vieles einfach als selbstverständlich anzunehmen.

CARE wird als unabhängiger, neutraler Hilfsakteur heute weiter dringend gebraucht.

Den es leiden immer noch tagtäglich viel zu viele Menschen in der Welt an Hunger und es fehlt an den kleinsten Dingen. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren.
Das ist ein absoluter Skandal unserer Zeit wenn gleichzeitig hier unzählige Lebensmittel weggeschmissen werden.

Momentan sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht – vor Krieg, Terror und Armut.
Durch den Klimawandel werden es noch viel mehr. Nur ein sehr kleiner Teil von ihnen schafft es nach Europa. Die meisten bleiben vor Ort – sind Binnenvertriebene in ihrem Land oder finden in Nachbarländern Schutz. Hier ist akute Hilfe jeden Tag lebensnotwendig.
Die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Wohlstand wird trotz aller Bekenntnisse der Politik und der Verantwortlichen nicht weniger und sorgt weltweit für wachsende humanitäre Not. Diese zu lindern funktioniert nicht über Ausgrenzung, Verdrängung oder Wegsehen.
Zivilgesellschaftliches Engagement mit einer einfachen Hilfe von Mensch zu Mensch ohne Ansehen von Nationalität oder Religion leistet hier seit Jahren wertvolle Arbeit mit oft ganz einfachen Mitteln.

CARE setzt hier schon seit langem auf die Hilfe zur Selbsthilfe – Menschen sollen nicht von CARE-PAKETEN langfristig abhängig sein, sondern es ist Ziel den Menschen die Startmittel in die Hände zu legen um sich bald selbst zu versorgen- zum Beispiel mit Pakten voller Werkzeug und Nähmaterialen oder in durch die Kleinspargruppen die CARE in abgelegenen Weltregionen gründet.
7,5 Millionen Menschen – meist Frauen – hat CARE bis heute darin unterrichtet, gemeinsam Geld zu sparen, sich gegenseitig kleine Darlehen zu geben und damit Geschäftsideen zu verwirklichen, die ihre Armut vermindern.

Das 70-jährige Jubiläum des CARE-Paketes ist ein guter Anlass sich in Deutschland und München, sich für diese Hilfe zu bedanken und sie weiterzugeben: an Familien aus Kriegs- und Krisengebieten, die heute bittere Not leiden und Hilfe brauchen.
In den vergangenen Monaten hat die Münchner Bevölkerung bereits eindrucksvoll ihr Mitgefühl mit den zu uns kommenden Flüchtlingen gezeigt und tatkräftige Hilfe geleistet.
Über CARE erreichen Sie auch die Menschen die nicht bis zu uns kommen und können dort vor Ort Hilfe leisten.

Viel hat CARE in den letzten Jahrzehnten erreicht. Viel mehr bleibt zu tun – 
und deshalb dank auch an alle die heute hier sind und damit die Arbeit weiter ermöglichen. 

Der Gasteig und die Philharmonie feiern auch gerade ein Jubiläum – das 30-jährige. Aus diesem Anlass wurde hier auf der Bühne auch letzten Samstag fröhlich getanzt. Ich wünschen uns heute auch einen beschwingten Abend und tragen Sie die Idee von CARE weiter den diese Projekt verdient unser aller Unterstützung.